Urologie des Mannes

Blasenentleerungsstörung
Hierunter versteht man subjektive oder objektive Störungen der Blasenentleerung. Die häufigste Ursache beim Mann ist die gutartige Prostatavergrößerung, aber auch neurologische Erkrankungen, Harnröhrenengen, Entzündungen können ursächlich sein. Die Symptome reichen von der häufigeren Entleerung, dem Gefühl der unvollständigen Entleerung, dem gehäuften nächtlichen Urinieren, bis zum akuten Unvermögen, den Urin abzugeben. Eine genaue urologische Abklärung ist vor jeder Therapie anzustreben.
Erektile Dysfunktion
Hierunter versteht man die Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erreichen. Die Häufigkeit der ED nimmt mit steigendem Alter zu. Generell wird zwischen organischen und psychogenen Ursachen der Funktionsstörung unterschieden, wobei in der Praxis eine genaue Unterscheidung oft nicht möglich ist. Die Hauptursachen sind Gefäßleiden, ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Zustand nach Operationen im Beckenbereich, Verletzungen und neurologische Ursachen, sowie hormonelle Störungen (unter 6% der Fälle). Eine erektile Dysfunktion ist heute glücklicherweise kein Tabuthema mehr und in den meisten Fällen auch behandelbar.
Feigwarzen
Condylomata accuminata (spitze Kondylome oder Feigwarzen) sind die bekanntesten und häufigsten Tumoren des äußeren Genitoanalbereichs, die durch Humane Papillomviren ausgelöst werden. Es handelt sich um stecknadelkopfgroße, bis mehrere Zentimeter große Papeln rötlicher, grau-bräunlicher oder weißlicher Farbe. Condylomata accuminata treten meistens in Vielzahl auf, neigen zur Beetbildung und können gelegentlich riesenhafte Tumorkonglomerate ausbilden. Außer durch Geschlechtsverkehr ist eine Übertragung durch Schmierinfektionen, durch gemeinsames Baden und durch kontaminierte Gegenstände möglich. Im einfachsten Fall kann die Behandlung nach ärztlicher Verordnung vom Patienten selbst durchgeführt werden. Im Einzelfall kann jedoch auch eine chirurgische Entfernung nötig werden.
Harnblasentumore
Das Blasenkarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Harntraktes und nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigste des Urogenitalsystems. Die Erkrankung kommt bei Männern drei mal häufiger als bei Frauen und bevorzugt im höheren Lebensalter vor. Die Ursachen sind oft unbekannt, ein deutlicher und gesicherter Risikofaktor ist jedoch das Zigarettenrauchen. Das typische Erstsymptom ist die schmerzlose Hämaturie, d.h. Blut im Urin. Auch Störungen beim Urinlassen oder Symptome einer Blasenentzündung können vorkommen. Die Basis der Diagnostik ist immer die Blasenspiegelung, die problemlos in der Praxis des Urologen durchgeführt werden kann. Bei frühzeitiger Erkennung des Blasenkrebses ist eine Heilung gut möglich. Die Therapie richtet sich hierbei nach dem Tumorstadium des Krebses.
Harnwegsinfekte
Diese sind beim Mann generell seltener als bei der Frau, was hauptsächlich mit der längeren männlichen Harnröhre zusammenhängt. Allerdings ist der Harnwegsinfekt beim Mann generell eine ernstzunehmende Erkrankung, da es sehr leicht zu schwerwiegenden Entzündungen anderer Organe des Harn- und Geschlechtsapparates kommen kann (Prostatitis, Nebenhodenentzündung u.a.). Eine rechtzeitige Behandlung ist dringend geboten um Komplikationen vorzubeugen.
Hodenerkrankungen
Wichtig hier vor allem der bösartige Hodentumor, der bei rechtzeitiger Entdeckung und Behandlung ausgezeichnete Heilungsraten aufweist. Auch Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung und ausgedehnter Metastasierung können dank der Fortschritte in der Tumortherapie häufigst geheilt werden. Betroffen sind hauptsächlich jüngere Männer zwischen 20 und 35 Jahren. Das klassische Erstsymptom ist die schmerzlose Schwellung eines Hodens, die meist deutlich verhärtet zu tasten ist. Deshalb ist das regelmäßige "Selbstabtasten" des Hodens wichtig und jedem jungen Mann empfohlen. Natürlich ist nicht jede Vergrößerung ein Hodenkrebs, aber immer sollte zumindest eine Ultraschalluntersuchung des Hodens durch den Urologen stattfinden. Eine genetische Ursache der Hodentumorentstehung wird vermutet, doch der einzig gesicherte Risikofaktor ist ein Hodenhochstand in der Vorgeschichte des betroffenen Mannes. Die Therapie ist Tumor- und Stadienabhängig und besteht in der Entfernung des betroffenen Hodens sowie evtl. nachfolgendem chirurgischem Eingriff, Chemotherapie oder Bestrahlung.
Nebenhodenerkrankungen
Eine häufige und harmlose Erkrankung des Nebenhodens ist die sogenannte Spermatozele, eine cystische Erweiterung am Nebenhoden, die nur bei störender Größenzunahme, bei Beschwerden oder aus kosmetischen Gründen einer Therapie (operativer Entfernung) bedarf. Häufig ist auch die Nebenhodenentzündung (Epididymitis), eine schmerzhafte mit Fieber und Nebenhodenvergrößerung einhergehende Entzündung, die oft mit schmerzhaftem Wasserlassen kombiniert auftritt und einer sofortigen, antibiotischen Behandlung bedarf.
Nierentumore
Es gibt gutartige und bösartige Tumoren der Niere, sowie bösartige Tumore des Nierenbeckens, die im engeren Sinne nicht zu den Tumoren des eigentlichen Nierengewebes gehören. Klinisch bedeutsam sind vor allem die bösartigen Tumore, die eigentlichen Nierenzellkarzinome. Es ist der dritthäufigste urologische Tumor. Männer erkranken hieran etwa doppelt so häufig wie Frauen. Die Ursachen der Tumorentstehung sind ungeklärt, aber ein Anstieg der Erkrankungshäufigkeit ist in den letzten Jahren in Deutschland deutlich zu verzeichnen. Die Diagnose wird häufig zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung gestellt, da eigentliche Frühsymptome der Erkrankung fehlen. Schmerzen, Blut im Urin oder eine tastbare Resistenz sind Spätsymptome. Teilweise wird ein Nierenkrebs auch erst durch Beschwerden, die durch Metastasen (Tochtergeschwülste) des Tumors verursacht werden, entdeckt. Die Heilung kann derzeit nur durch die rechtzeitige chirurgische Entfernung des Tumors erreicht werden.
Peniserkrankungen
Häufig sind Hauterkrankungen des Penis z.B. durch Pilze hervorgerufen, meist an der Eichel auftretend. Seltener sind Penisverkrümmungen (Induratio penis plastica), traumatische Penisverletzungen und Vorhautverengungen des älteren Mannes. Das Peniskarzinom ist glücklicherweise selten und vornehmlich eine Erkrankung des alten Mannes. Da jedoch keine speziellen Symptome bestehen, ist bei jeder Veränderung an Eichel oder Penisschaft eine urologische Abklärung angeraten.
Prostataleiden
Die Prostata sitzt unter der Blase und wird von der Harnröhre (prostatische Harnröhre) durchzogen. Nach hinten liegt der Prostata direkt der Mastdarm an, weswegen die Prostata bei der urologischen Untersuchung durch den After gut tastbar ist. Das Organ ist beim jungen Mann etwa walnussgroß. Die Funktion der Prostata liegt primär im Bereich der männlichen Fortpflanzung, da sie Drüsenflüssigkeit produziert, die mit den Spermien herausgeschleudert wird und dadurch überhaupt erst eine Befruchtung ermöglicht.

Prostatavergrößerung
Die Prostata wächst unter dem Einfluss des männlichen Hormons lebenslang weiter und kann dadurch auch Probleme bei der Blasenentleerung hervorrufen. Man spricht von der gutartigen Prostatavergrößerung, die nur dann einer Behandlung bedarf, wenn sie Symptome verursacht. Die Therapie findet primär meist medikamentös statt, auch eine chirurgische Verkleinerung (vor allem bei Versagen der medikamentösen Therapie) ist möglich.

Prostatitis
Eine Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata, die akut durch Bakterien hervorgerufen wird, oft große Beschwerden beim Wasserlassen hervorruft, schmerzhaft ist und meist Fieber hervorruft. Die Therapie erfolgt in der Regel mit einem Antibiotikum. Schwierig ist die Behandlung, wenn die Prostatitis chronisch wird.

Prostatakrebs
Die bösartige Geschwulst der Prostata stellt die häufigste Todesursache des älteren Mannes in Deutschland dar. Bei rechtzeitiger Diagnose (Früherkennung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung!) ist eine Heilung möglich. Zur Diagnostik gehören die Abtastung der Prostata, der sogenannte PSA-Wert, der im Blut bestimmt wird, die Ultraschalluntersuchung, evtl. die Gewebsentnahme und evtl. Röntgen- und Skelettuntersuchungen. Die Behandlung erfolgt chirurgisch, mittels Bestrahlung oder medikamentös. Bei sehr alten Männern ist auch ein abwartendes Verhalten gerechtfertigt, da der Prostatakrebs um so harmloser ist, je älter der Erkrankte ist.
Sexuell übertragene Erkrankungen
Die klassischen "Geschlechtskrankheiten" wie Syphilis und Tripper, die lange Zeit rückläufig waren, nehmen heute vor allem in Ballungsräumen wie Berlin wieder zu und bedürfen einer dringenden Abklärung und konsequenter Behandlung. Auch HIV gehört zu den sexuell übertragenen Erkrankungen. Auch hier ist noch lange keine Entwarnung zu geben, zumal, bei allen Fortschritten in der Behandlung, eine Heilung noch nicht in Aussicht ist. Es gibt jedoch noch eine Reihe weiterer sexuell übertragbarer Krankheitserreger wie Hämophilus duceyi, der Erreger des Ulcus molle, Viren, die unter anderem Feigwarzen hervorrufen können oder Chlamydien und andere Bakterienarten. Eine Diagnostik erfolgt mit Urin- und Blutuntersuchungen sowie Harnröhrenabstrichen.
Steinerkrankungen
Harnsteine sind feste Gebilde meist kristalliner Bestandteile, die sowohl im Nierenbecken, als auch in Harnleiter oder Harnblase auftreten und jeweils spezifische Beschwerden verursachen können. Die Erkrankung kommt bei Männern und Frauen etwa gleich häufig vor. Die Entstehung von Harnsteinen ist ein vielschichtiger Vorgang, bei dem viele verschiedene Faktoren beteiligt sind. Die möglichst genaue Kenntnis dieser Faktoren ermöglicht dem Urologen im Einzelfall die Therapie und Prophylaxe des Harnsteinleidens. Auffälligstes Symptom der Erkrankung ist die typische Harnsteinkolik. Die Schmerzen können sehr heftig sein und gehen oft mit Brechreiz, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Kollapsneigung einher. Diagnostik und Therapie richten sich nach Lage, Größe und Zusammensetzung des Steines, wobei vornehmlich natürlich immer die Beschwerden des Patienten zu lindern sind und versucht werden sollte, möglichen Komplikationen vorzubeugen.
Sterilität
Die ungewollte Kinderlosigkeit stellt nicht selten ein stark belastendes Problem für betroffene Paare dar. Man spricht von Unfruchtbarkeit, wenn bei einem Paar trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres keine Schwangerschaft eintritt. Die Ursachen können sowohl auf Seiten der Frau, als auch auf Seiten des Mannes liegen. Allerdings ist primär immer die Abklärung des Mannes durch den Urologen angeraten, da diese einfacher und unkomplizierter als bei der Frau durchzuführen ist. Dazu gehört die Untersuchung des Hormonspiegels und die Erstellung eines Spermiogrammes mittels einer Spermaprobe.